Was Unternehmer:innen bewegt


DIE MITTELSTANDSSTUDIE 2025

Bereits zum zweiten Mal haben wir gemeinsam mit ZEIT für Unternehmer eine große Mittelstandsbefragung durchgeführt. Über 1.000 Unternehmer:innen haben an der Befragung mit den Schwerpunkten politisch-gesellschaftliches Engagement, Verantwortung, künstliche Intelligenz sowie Gesundheit von Unternehmer:innen teilgenommen - derzeit eine der größten Mittelstandsstudien in Deutschland!

Die Befragten sind zu drei Vierteln männlich, zum allergrößten Teil älter als 45 Jahre und kommen zumeist aus kleineren Unternehmen aus ganz Deutschland. Sieben von zehn Befragten arbeiten in Familienunternehmen, vier von zehn sind schon länger als 20 Jahre für ihr Unternehmen tätig.

Der erste Teil der Ergebnisse ist hier sowie bei ZEIT für Unternehmer nachzulesen. Die Ergebnisse der Themenblöcke Engagement, KI und Gesundheit erscheinen jeweils im Juni, September und November 2025.

Abonnieren Sie gern unseren Newsletter, um über die Veröffentlichungen auf dem Laufenden zu bleiben. Die aktuelle Pressemeldung zur Studie finden Sie hier.

Zusammenfassung der ersten Ergebnisse


DER MITTELSTAND IN DER POLYKRISE

Zwischen Verantwortung und Entlastungsbedarf: Die befragten Unternehmer:innen fühlen sich durch die Doppelbelastung von wirtschaftlicher und politischer Krise stark gefordert. Das Selbstbild des Mittelstands ist jedoch nach wie vor stark. Unternehmer:innen bewerten die politischen Rahmenbedingungen kritisch und sorgen sich vor Kriegen, der Bedrohung der Demokratie und Gefahren durch Rechtsruck. Zwei von drei Befragten bezweifeln, dass sich Fortschritt und Wachstum der vergangenen Jahrzehnte auf Dauer fortsetzen. Trotz wirtschaftlichen Drucks fühlen Unternehmer:innen eine Verantwortung für gesellschaftliche Themen jenseits wirtschaftlicher Fragen. Mit steigendem Einkommen wächst dabei die Bereitschaft, politisch Stellung zu beziehen. Die Zuversicht ist mit Blick auf eine ähnliche Befragung 2022 gesunken: Statt 73% blicken nur noch 60% optimistisch in die Zukunft.

SELBSTBILD: STARKES SELBSTBEWUSSTSEIN UND WUNSCH NACH MEHR ANERKENNUNG

Der Mittelstand sieht sich als produktiv-verlässlichen Partner mit einem positiven Einfluss auf die Gesellschaft: So sagen 89 Prozent der Befragten, dass der Mittelstand das wirtschaftliche Rückgrat der Gesellschaft ist. Ebenfalls 90 Prozent stimmen zu, dass der Mittelstand die Regionen vor Ort stärkt. Auch in Krisenzeiten, so sagen 82 Prozent der Unternehmer:innen, übernehme der Mittelstand Verantwortung. Gleichzeitig findet nur rund ein Viertel (24%), dass der Mittelstand angemessene gesellschaftliche Anerkennung erhält.

Auffällig ist: Jüngere mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer zwischen 18 und 44 Jahren sind selbstkritischer, vor allem, was die wirtschaftliche Bedeutung für die Gesellschaft und die Rolle des Mittelstands vor Ort betrifft. So stimmen Dreiviertel der Jüngeren (75%) der Aussage zu, dass der Mittelstand auch in Krisenzeiten Verantwortung übernimmt, bei den ab 60-Jährigen sind es 86 Prozent. Als Mittelstand angemessen gesellschaftlich anerkannt fühlen sich etwas mehr als ein Drittel (35%) der 18 bis 44 Jährigen im Vergleich zu nur knapp 20 Prozent bei den ab 60-jährigen Unternehmer:innen. Auch geben Jüngere häufiger an, dass der Mittelstand zu langsam auf Trends reagiert (44%). Dem stimmen im Vergleich nur 31 Prozent der bei den ab 60-Jährigen zu.

Beim Stichwort „Impulse“ zeigt sich auch ein Unterschied zwischen befragten Frauen und Männern: Während nicht einmal die Hälfte der befragten Unternehmerinnen (48%) der Aussage zustimmen, dass der Mittelstand genügend Impulse für Innovation und Fortschritt gibt, sind es bei den Männern 64 Prozent.

SORGE UM DIE DEMOKRATIE: UNTERNEHMER:INNEN SEHEN SICH VERSTÄRKT ZU POLITISCHEM HANDELN VERANLASST

Die Gefährdung der Demokratie bereitet den Unternehmer:innen große Sorgen. So sagen 91 Prozent, dass die Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist und beschützt werden muss. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage und spürbarem unternehmerischem Druck besteht aber auch große Einsatzbereitschaft: So ist es für 81 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer relevanter geworden, bei gesellschaftspolitischen Themen Haltung zu zeigen. Ältere Generationen empfinden dieses Bedürfnis stärker: Während es bei den Unternehmer:innen ab 60 Jahren 87 Prozent sind, sind es bei den 18 bis 44-Jährigen 76 Prozent.

Aufgefordert, sich aktiv für unsere Demokratie zu engagieren, fühlen sich 76 Prozent der befragten Unternehmer:innen. Auch hier sehen sich die ab 60-Jährigen mit 82 Prozent deutlich mehr in der Pflicht als die Jüngeren mit 65 Prozent.

Der Generationenunterschied wird ebenso bei der Frage nach politischer Einmischung deutlich: Insgesamt sprechen sich knapp drei Viertel der Befragten (73%) dafür aus, dass Unternehmer:innen klare Vorschläge für politische Entscheidungen formulieren sollten. Bei den 18 bis 44-Jährigen sind es 71 Prozent, bei den ab 60-Jährigen 78 Prozent.

Unternehmer:innen spüren ihre Verantwortung: So sagen 63 Prozent, dass der Erhalt unserer Demokratie ist ein Grund ist, warum ihr Engagement in letzter Zeit wichtiger geworden ist. 83 Prozent sind sich ihrer gesellschaftspolitischen Vorbildfunktion bewusst, auch hier sehen sich Jüngere (78%) weniger stark als Vorbild als Ältere (87%).

Mit Blick auf die Parteipräferenz neigen die Befragten verglichen mit dem Wahlergebnis der aktuellen Bundestagswahl 2025 besonders stark zu den Grünen (25,4%) und zur FDP (16,7%). Die SPD wird deutlich seltener bevorzugt, die AfD noch seltener. Die Union ist in der Gunst der Unternehmer:innen (28,1%) fast gleichauf mit dem Wahlergebnis. Die anderen Parteien spielen keine Rolle.

WIRTSCHAFTLICHE HERAUSFORDERUNGEN

Die Studie spiegelt Resignation und wachsenden Frust des Mittelstands mit Blick auf die wirtschaftlichen Perspektiven. Angesichts der schwachen Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft herrscht Skepsis vor: Der Fortschritt und das Wachstum der letzten Jahrzehnte werden sich in den nächsten Jahrzehnten nicht fortsetzen, sagen 64 Prozent der Befragten. Rund 63 Prozent vermuten zudem, dass der gesellschaftliche Wohlstand während ihrer Lebenszeit nicht mehr weiter steigt.

Die Mehrheit spürt demzufolge Handlungsdruck: 84 Prozent der Unternehmer:innen finden, dass wir daran arbeiten müssen, wie wir trotz eines Mangels an Arbeitskräften unseren Wohlstand erhalten können.

Allerdings: Die weit verbreitete Skepsis gegenüber allem, was Grün ist, besteht bei den Befragten nicht: Ein Drittel ist überzeugt, dass wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz kein Widerspruch sind (67%). 65 Prozent befürworten, sich unabhängiger von China zu machen, auch wenn das kurzfristig Einbußen oder höhere Preise bedeutet. Angst vor einem Krieg in Europa in den nächsten Jahren haben 41 Prozent der Unternehmer:innen. Bemerkenswert: Dies ängstigt knapp über die Hälfte der Frauen (51%), jedoch nur 38 Prozent der Männer.

STIMMUNGSBILD UND VERSCHIEBUNG DER SORGEN

Fanden bei einer ähnlichen Befragung 2022 noch 61 Prozent die Klimakrise als allgemeine Herausforderung noch besonders besorgniserregend, steht heute die Sorge vor Krieg (z.B. in der Ukraine oder der Nahostkonflikt) mit 73 Prozent ganz oben. Dicht gefolgt von der Gefährdung der Demokratie (68%) und den Gefahren durch Rechtsruck (62%). Um die Zukunft der Bildung und die Klimakrise sorgen sich mit jeweils 58 Prozent deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmer:innen.

Dabei unterscheiden sich die größten Sorgen sowohl nach Geschlecht als auch nach dem Alter: So steht bei älteren Unternehmer:innen (ab 60 Jahren) die Sorge vor Kriegen mit 76 Prozent ganz oben, gefolgt von der Gefährdung der Demokratie (72%) und dem Rechtsruck (64%). Die Angst vor Krieg steht auch bei den 18 bis 44-jährigen Unternehmer:innen auf Platz 1, allerdings mit vergleichsweise weniger Zustimmung (57%), dann folgt die Zukunft der Bildung (54%) sowie die Klimakrise (52%).

Frauen haben häufiger gesellschaftliche Besorgnisse als Männer: So hat bei 79 Prozent der Unternehmerinnen die Sorge vor Kriegen oberste Priorität, bei Männern sind es 70 Prozent. Ebenso sorgen sich Frauen mehr vor einem Rechtsruck (67%) als Männer (60%).

Interessant sind die Unterschiede zwischen Generationen und Geschlechter auch mit Blick auf die Herausforderung der ungesteuerten Migration: Diese ist für knapp mehr als die Hälfte (52%) der ältere Befragten (ab 60 Jahre) besorgniserregend, während es bei den 18 bis 44-Jährigen mit 40 Prozent deutlich weniger sind. Ebenso ist dies die einzige der abgefragten Herausforderungen, die mehr Männer (54%) als Frauen (41%) besorgt.

Die Zuversicht sinkt: Blickt man auf die Ergebnisse der ersten Mittelstandsstudie aus dem Jahr 2022, ist zwar kein direkter Vergleich möglich. Auffällig ist aber, dass damals noch 73 Prozent der Befragten »sehr optimistisch« oder »eher optimistisch« in die Zukunft blickten, während es heute nur noch 60 Prozent sind.

Dabei schauen die befragten Männer mit 64 Prozent deutlich optimistischer in die Zukunft als Frauen, bei denen es nur rund die Hälfte (51%) tut. Mit wachsendem Einkommen steigt zudem die Zuversicht: Befragte mit einem Nettomonatseinkommen bis 5.000 Euro sind mit 48 Prozent weniger optimistisch als Unternehmer:innen mit einem Nettomonatseinkommen über 10.000 Euro, die mit 70 Prozent deutlich optimistischer sind.

KLARE ERWARTUNGEN AN DIE POLITIK

Der Negativtrend von 2022 setzt sich fort: Nur 15 Prozent der befragten Unternehmer:innen sind mit den politischen Rahmenbedingungen zufrieden. Wenig überraschend: Absolutes Top-Thema sind zu hohe bürokratische Hürden für Unternehmer:innen, dieser Aussage stimmen 84 Prozent der Befragten zu.

Lediglich 15 Prozent der Unternehmer:innen finden, dass in Deutschland ein gründungsfreundliches Klima herrscht.

Die Erwartung an die demokratischen Parteien ist klar: Eine große Mehrheit (87%) der Befragten halten einen parteiübergreifenden Schulterschluss zur Bewältigung der zentralen Herausforderungen z. B. in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Bildung für notwendig. Bei den Älteren (ab 60 Jahren) stimmen dieser Aufforderung sogar 91 Prozent zu, bei den 18 bis 44-Jährigen sind es 79 Prozent.

Knapp die Hälfte (47%) finden, es gibt zu wenig Unterstützung für Unternehmerinnen durch die Politik. Dies sagen zwei Drittel (66 %) der befragten Frauen und 38 Prozent der Männer.